Johanni
Der 24. Juni ist der Festtag des Täufers Johannes. Im christlichen Jahreslauf feiern wir sechs Monate vor dem Heiligen Abend (24.12.) den Tag Johannes des Täufers, der auch der Vorläufer und Wegbereiter genannt wird. Der 24.6. ist sein Geburtstag und die daran anschließende Festeszeit wird Johanni-Zeit genannt. Heiligentage sind als Festtage immer Todestage, oder wie es manchmal genannt wird „Himmelsgeburtstage“. Johannes gehört wie Maria und Jesus zu den einzigen, deren Erdengeburtstag gefeiert wird. Warum ist das so? Vielleicht darf geantwortet werden: weil sie auf der Erde himmlisch gelebt haben, daher darf ihr Leben vielleicht als für uns vorbildlich angesehen werden.
Worin könnte das Vorbildliche des Johannes gesehen werden?
Hatten die bisher angeschauten christlichen Feste mit dem göttlichen Wirken und Leben zu tun, so schauen wir, mit Pfingsten beginnend, jetzt ganz explizit auf den Menschen. Als wenn uns deutlich gemacht werden wollte: Das Weiterwirken des Göttlichen ist auch in unsere Verantwortung gegeben. Wir sind aufgerufen, etwas zu tun, und werden auf Johannes verwiesen. Bei Johannes wird deutlich: Das Eintreten des Christus in die Erdenverhältnisse wäre ohne sein Wirken schwerlich möglich geworden. Seine Botschaft und Wirken lauteten: bereitet den Weg des Herren, ändert den Sinn!
Jeder von uns ist in der Lage, den Weg des Herrn, den Weg der Liebe zu bereiten. Es kann heute kaum noch um ein äußeres „Weg-Bereiten“ gehen, wohl aber innerlich. Wie kann ich innerlich, in mir, den Weg bereiten, dass die Liebe den Einzug in das Erdenleben findet? Es gibt den Weg des Handelns, den des Fühlens und Sprechens und den des Denkens. Jeder von uns kann sich beobachten, wenn es zum Beispiel in einer Gruppe von Kollegen*innen um eine Meinungs- und Urteilsbildung geht, was sich in seinem Inneren abspielt. Wird meine Urteilsbildung von der Liebe zur Sache getragen? Was sind die leitenden Motive für meine Gedanken und die Verwendung meiner Sprache?
Johannes wird uns so dargestellt, dass er weder auf seine Person (Leben, Scham, Angst u.a.) noch auf Fraktionen Rücksicht nimmt. Er geht weder taktisch noch taxierend vor. Vielleicht können wir an uns beobachten, wie ein solches johanneisches Vorgehen innerlich brennen kann, indem das Personenhafte vergeht und einer neuen Kraft der Weg bereitet wird. Da heraus kann auch eine Antwort erwachsen, warum wurde und wird zur Hochsommerzeit – 16 Stunden Licht – ein Feuer, ein Johanni-Feuer entzündet? Es kann kaum um äußeres Licht und Wärme gehen. Es kann uns ein Bild werden für das Alte, Personenhafte in uns, das in einem innerlichen Feuer verbrennt, vernichtet wird, um den Weg hin zu einer Erneuerung zu bereiten. Welcher Ernst und zugleich welche Freude kann mit der Tatsache verbunden sein, dass uns, jedem Menschen diese Möglichkeiten, diese Fähigkeiten gegeben sind.
Es darf vielleicht gefragt werden: Wie kann ich Liebe in mir entwickeln – denn Liebe bekommen wir nicht als Naturgabe geschenkt. Der Weg zum Herzen, zur Liebe, geht durch den Kopf. Die Liebe beruht auf den Vorstellungen, die wir uns von dem geliebten Wesen machen. Je idealistischer die Vorstellungen sind, desto beseligender ist die Liebe.