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Ostern

Bei dem Osterfest können wir sofort bemerken, dass es dafür keinen festen Termin im Kalender gibt. Von Jahr zu Jahr wechselt der Ostertermin. Er ist beweglich. Weihnachten ist immer der Abend und die Nacht vom 24.12., so dass dieses Datum fest ist und das Fest im Laufe der Jahre durch die Wochentage geht.

 

Deutlich ist: Ostern wird immer an einem Sonntag gefeiert. 40 Tage vor Ostern, dem Aschermittwoch, beginnt eine Fastenzeit, die bis Ostersonntag dauert. Und 40 Tage nach Ostern feiern wir Himmelfahrt. Dieses fällt immer auf einen Donnerstag. 50 Tage nach Ostern begehen wir Pfingsten, immer an einem Sonntag.

Der Festeskreis Passion, Himmelfahrt und Pfingsten orientieren sich am Ostertermin. Diese Feste sind daher ebenfalls im Datum beweglich, doch im Wochentag fest.

Blick von der Erde zum Himmel

Wollen wir wissen, an welchem Sonntag wir das Osterfest feiern, müssen wir den Blick von der Erde weg zum Himmel richten. Himmlische, stellare Gesichtspunkte bestimmen den Ostertermin. Wir beobachten den Himmel, insbesondere den Gang von Sonne und Mond. Ist die Sonnenbahn so groß wie die des Mondes im Frühjahr, sprechen wir von der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche, das heißt die Stunden des Tages und die Stunden der Nacht sind gleich lang, nämlich zwölf Stunden Licht und zwölf Stunden Finsternis. Ab jetzt werden die Lichtstunden länger. Die Sonnenbahn übersteigt die Mondenbahn. Jetzt müssen wir beobachten, zu welchem Zeitpunkt spiegelt der Mond das Sonnenlicht in größtmöglichem Umfang, d. h. wann ist der erste Vollmond, nachdem die Sonnenbahn die Mondenbahn überschritten hat? Nach diesem Tag nimmt das gespiegelte Sonnenlicht des Mondes ab, und der jetzt folgende Sonntag ist der Ostersonntag.

 

Das jetzt nicht gänzlich gespiegelte Sonnenlicht kann verstanden werden als verborgenes, unsichtbares, geistiges Licht und Sonne. Gemäß einem Teil der Osterbotschaft: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? (Lk 24,5). Sinngemäß dürfen wir das vielleicht so verstehen: Das gespiegelte Sonnenlicht kann ab jetzt als tot verstanden werden und das nichtgespiegelte Sonnenlicht als das Lebendige, was aber nicht sichtbar ist und von uns als Lebendiges gesucht werden darf. Der Sonntag ist der Tag der Sonne; doch der Sonne, die verborgen bleibt, der geistigen Sonne. Diese geistige Sonne wird Ostersonntag Morgen auf der Erde geboren.

So könnten wir auch das Ostereiersuchen der Kinder am Ostersonntagmorgen verstehen: Die Eier müssen gesucht werden. Im Ei ist das neue, verborgene, noch nicht sichtbare Leben. Und wo ist dieses neue Leben? Überall auf der Erde (und ab Pfingsten im Menschen). Biblisch gesprochen: der Beginn der zweiten Schöpfung und des zweiten Adams, was sich aber offensichtlich nur durch den Willensentschluß und die Aktivität von jedem einzelnen Menschen realisiert.

Die Karwoche

Die Woche vor Ostern, Karwoche genannt, beginnt mit den Jubelrufen der Menge, die dem Jesus Christus beim Einzug in Jerusalem zuruft „Hosianna“! und endet mit den Hassrufen der gleichen Menge am Karfreitag „Kreuzige ihn!". Diese Woche schildern die letzten Ereignisse, die für die Öffentlichkeit im Zusammenhang des Lebens des Jesus Christus wahrnehmbar, sichtbar, hörbar, erlebbar waren. Es folgt nach der Sabbatruhe (Karsamstag) der Schrecken darüber, dass das Grab, gleichwohl Wachposten davor aufgestellt worden waren, leer ist. Von diesem Tage an erlebte die Öffentlichkeit nichts mehr von dem Auferstandenen. Es ist der Schülerkreis, der Kreis der Jünger des Jesus Christus, die ihn während 40 Tagen erleben werden; ihn, der den Tod überwunden hatte.

Der Christus Jesus, der von sich auch sagt: „Ich bin das Leben“, hat dem Leben auf allen seinen Ebenen eine Methode eingeschrieben: Alles, was wir von Natur aus geschenkt bekommen, erstirbt, um gegebenenfalls neu geboren zu werden. Wie können wir das verstehen? Ein Beispiel möge das verdeutlichen: Das Verliebtsein bekommen wir geschenkt. Zwei Menschen begegnen sich und sind „Hals über Kopf“ verliebt. Diese Verliebtheit, dieses Geschenk, läuft sich tot. Entweder wird jetzt die Beziehung getrennt oder aber eine Arbeit beginnt, die zum Ziel die Liebe hat. Die Verliebtheit bekommen wir geschenkt. Die Liebe ist ein Arbeitsergebnis, geboren aus dem freien Willensentschluss.

 

Und ganz verallgemeinert dürfen wir vielleicht sagen: Überall dort, wo eine existenzielle Krise überwunden wird, wird die Auferstehungskraft in der Welt vermehrt.

Verfasser: Uwe Dietrich

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