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St. Martin

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Der Martinstag - 11. November - teilt die Zeitspanne von St. Michael (29.9.) bis zum Weihnachtstag (25.12.) in je 43 Tage und war in der Vergangenheit in dreifacher Art ein besonderer Tag:

  • Er war Lostag, d.h. die Wetterverhältnisse an diesem Tag kündeten prophetisch die Verhältnisse des Winters ("Bringt St. Martin Sonnenschein, tritt ein kalter Winter ein") oder auch der Weihnachtszeit an ("Martini weiß, Weihnachten scheiß" – meint matschig, also warm).

  • Er war ein Auszahlungstag. Die Landarbeiter, insbesondere die Hirten, wurden ausbezahlt und entlassen, was mit Festivitäten einherging.

  • Er ist der Todestag des hl. Martin.

Die dreifache Besonderheit dieses Tages zeigt einen natürlichen, sozialen und religiösen Schwerpunkt.

 

Die Legende des Hl. Martin

 

Der Legendenteil des hl. Martin, der für den 11.11. als Bild steht, erzählt: In der Winterszeit des 4. Jahrhunderts reitet ein Trupp römischer Soldaten abends eilig auf Amiens zu, um die Stadt vor Tore-Schließen zu erreichen. Vor dem Tor sitzt ein Bettler. Einer aus dem Reitertrupp hält an, Martin, teilt seinen Mantel und gibt die Hälfte dem Bettler, um sich gleich daraufhin seinem Trupp wieder anzuschließen. In der Nacht hat der Soldat einen Traum. Der Bettler vor dem Stadttor erscheint ihm und gibt sich ihm als der Auferstandene zu erkennen. 

Martin wurde erst später getauft, d.h. er handelt in dieser Geschichte als nicht getaufter Christ und gehört damit keiner Konfession an. Er ist in diesem Sinne kein Christ. Damit ist die Tat Martins losgelöst vom Christentum als Konfession. Er handelt offensichtlich allgemein menschlich, liebevoll, was nichts anderes ist als christlich, ohne sich auf den Christus' Namen zu berufen, ohne Konfession, ohne Taufe.

Worin besteht die Tat Martins? Er teilt den Mantel. Welchen Sinn macht es, den Mantel zu teilen, in Anbetracht der Tatsache, dass Martin gleich in der Stadt, in seiner Unterkunft, im Warmen sein wird? Auch ist die Hälfte des Mantels nicht mehr zu gebrauchen, was die Sinnhaftigkeit der Teilung in Frage stellen lässt!

Den Mantel kennen wir in den Bedeutungen von:

  • Schutz vor der Witterung

  • Asylrecht. Wer unter den Mantel (Schutzrecht) einer Edeldame gelangte, hatte Asylrecht

  • Er war Abzeichen eines Amtes und einer Würde.

Der Mantel hatte eine dreifache, nämlich eine natürliche, soziale und amtliche Bedeutung. Martins Mantel war Ausdruck seiner Offizierswürde. Er teilt seine Würde! Was bedeutet das?

"Droben leuchten die Sterne"

 

Die Christenheit sah in dieser Legende immer zum Bild und Vorbild geworden den Ausspruch aus dem Evangelium: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Warum? Diese vorbildliche Tat ereignet sich jenseits von natürlichen Unterschieden (Volk, Hauptfarbe, Geschlecht), jenseits von sozialen Unterschieden (Bettler, Offizier). Es ist eine Tat von einem Menschen für einen Menschen – ganz menschlich, ganz liebevoll, ganz christlich. Weil in jedem Menschen der Auferstandene, ein Göttliches lebt. Überall dort, wo das Natürliche (hier auch als Egoismus) überwunden wird, kann das Menschliche, was nichts anderes ist als die Liebe, das Göttliche, in uns aufleuchten. Dieses Licht in unserem Innern wird als Bild zum Licht in der Laterne. Dieses tragen die Kinder vor sich her, als im Bild mögliche große Ziel im Leben: ihren Lebensweg vom inneren Licht, d.h. von Liebe durchsetzt und erhellt sein zu lassen in einer Welt, die zusehends dunkler, kahler und frostiger wird. „Droben leuchten die Sterne und unten leuchten wir“, heißt es in einem Martinslied.

Verfasser: Uwe Dietrich

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