Michaeli

Der 29. September ist seit dem Mittelalter der Gedenk- und Festtag des Michaels. Michael gehört in den Reigen der großen Erzengel. Michaels-Kapellen und Orte seiner Verehrung finden wir seit alters her im Westen, also dem Altar einer Kirche gegenüberliegend. Westen ist die Region des Sonnenunterganges. Sonnenuntergang heißt, dass das Sichtbare, das Leben der Erscheinungen sich zurückzieht und das Leben des Unsichtbaren, des Geistigen ersteht. Michael steht an der Grenze vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Während jetzt in der Natur das sinnliche, äußere Leben sich zurückzieht, erinnert und fordert Michael den Menschen auf, unser geistiges Leben im Inneren zu entfachen.
Traditionell wird Michael nicht nur als Ritter und Kämpfer dargestellt, sondern auch mit der Waage, den Verstorbenen wägend und damit den weiteren Weg des Verstorbenen entscheidend. Was hatte im Leben auf Erden Gewicht, das den Eintritt im Himmel eröffnet?
Zunächst handelt es sich um einen Festtag. Doch dürfen wir diesen Festtagscharakter auf vier Wochen ausdehnen und dann sprechen wir von der Michaeli-Zeit.
Das Bild des Ritters, der die Prinzessin vom Drachen befreit, gehört zu den Legenden, die sich um den heiligen Georg ranken. Georg dürfen wir wie ein irdisches Abbild des himmlischen Kämpfers Michael verstehen.
Georg bezwingt im Kampfe einen Drachen und befreit mit dieser Tat eine Prinzessin, die dem Drachen geopfert werden soll, damit dieser das Land nicht verwüste. Könnte die Prinzessin das Bild für die menschliche Seele sein? Die Kräfte des Denkens, Fühlens und Wollens umspannen wir mit dem Begriff der Seele. Wovon lassen wir unsere Seele, unser Denken, Fühlen und Wollen im Alltag „auffressen“ oder womit erfüllen wir uns seelisch, innerlich, so dass wir im Himmel Gewicht bekommen? Sich nicht von den Lebensverhältnissen auffressen zu lassen, bedarf es da nicht den richterlichen Eigenschaften von Kraft, Mut und Willen? Im christlichen Zusammenhang ist es der Erzengel Michael, der den gefassten Entschluss des Menschen zur Tat unterstützt und ihm helfend zur Seite steht.
Traditionell lassen die Kinder im Herbst den Drachen steigen. An der Leine hält das Kind die Kraft, die es in den Stürmen des Lebens fortreißen will.